Immer wieder liest man dieser Tage, dass Institutionen, ihre Führungskräfte, aber auch sämtliche Arbeitnehmer heutzutage flexibel auf den schnellen Wandel reagieren müssen um überhaupt noch wettbewerbsfähig zu sein. Und genau dies bedeutet auch Flexibilität. Flexibel zu sein heißt, dass man sich leicht bewegen kann. Je besser man sich selber kennt, desto leichter fällt jemandem Flexibilität. Für Unternehmen heißt dies, dass sie aufgrund von guten Strukturen und Prozessen auf Unvorhergesehenes schnell eingehen und reagieren können – sofern dies gewollt ist.

Leider werde ich immer wieder in Unternehmen geholt, in denen mir am ersten Tag bereits der Geschäftsleiter oder Manager erzählt, dass ich bei der Arbeit mit ihnen sehr flexibel sein müsste. Nur mal am Rande: ich denke, dass man bei jedem, der längere Zeit in weniger entwickelten Ländern gearbeitet hat, nicht noch eine Flexibilität erbeten muss. In diesen Ländern lebt und arbeitet man immer mit mehreren Alternativplänen in der Hand um auf unvorhergesehene Situationen schnell und leicht reagieren zu können. Aber zurück zu den angeblich flexibel arbeitenden Managern… Nach wenigen Stunden oder Tagen des Zusammenarbeitens mit diesen Managern kann ich nämlich beobachten, dass diese die Wörter Chaos und Flexibilität gerne zu ihren Gunsten bzw. zu Gunsten einer positiven Darstellung austauschen. Chaos bedeutet der Zustand vollkommener Verwirrung und Unordnung und ist damit schon fast das Gegenteil von Flexibilität. Chaotische Manager, das heißt hier, dass diese weder fähig sind, ihre Zeit, noch Ressourcen zu organisieren und abzustimmen, noch anhand von Prozessen oder Strukturen arbeiten können oder wollen. Chaotisch heißt, dass diese Menschen ihren Teams oft in letzter Minute Aufgaben übertragen, die selben Abläufe jedes Mal anders machen und von Effizienz oft wenig Ahnung haben. Eine große Bitte an diese sogenannten „flexiblen“ Manager: arbeitet an euch bevor ihr weiter für Zerstörung sorgt! Denn euer Chaos hat nichts, rein gar nichts, mit Flexibilität zu tun. Durch euer Chaos schadet ihr eurem Unternehmen enorm: Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern, Ineffizienz bei Abläufen und Arbeitsproduktivität, nach innen gerichtete Anstrengungen, da Prozesse und Strukturen fehlen oder nicht angewandt werden können – und durch diese nach innen gerichteten Augen, verliert das Unternehmen den Blick nach außen auf die wirklich wichtigen unvorhergesehenen Veränderungen, für die nun wirklich Flexibilität benötigt wird.

Ich vergleiche dies immer mit einem großen Kreuzfahrtschiff: ohne das perfekte Zusammenspiel von Planung, Prozessen, Strukturen und dem Befolgen dieser Anordnungen durch die Crew sowie dem Übernehmen der dafür vorgesehenen Aufgaben, könnte das Schiff und seine Besatzung nicht auf Unvorhergesehenes schnell und flexibel reagieren. Sobald das Unvorhergesehene, wie beispielsweise der auf der Route liegende Eisberg, nämlich eintritt, muss alles wie am Schnürchen gehen. Nur so kann das schwere Kreuzfahrtschiff dem Eisberg – und damit dem Untergang – entgehen. Flexibilität heißt also nicht Chaos. Chaos verhindert nur Flexibilität und steht der Flexibilität im Weg. Und hindert damit eben auch Unternehmen, schnell, wendig und zielgerichtet auf die unvorhergesehenen Veränderungen, die in der heutigen Zeit nun immer schneller und öfter eintreten, eingehen zu können.

Autor: Ann-Katrin Hardenberg, THE MAK’ED TEAM